Prof. Dr. Klaus Bergdolt ist Augenarzt, Kunst- und Medizinhistoriker der Universität zu Köln und Experte u. a. beim Forschungsschwerpunkt "Seuchen im späten Mittelalter". 

Es ehrt uns sehr, dass Prof. Bergdolt seine Kompetenz auch als Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates des Spitalarchivs einbringt.

Bei folgendem Projekt kommentiert Prof. Bergdolt die Pestläufe früherer Jahrhunderte bis hin zum aktuellen Pandemiegeschehen im Rahmen einer Veranstaltung des Collegium musicum Koeln zum Thema „Totentanz“...

totentanz

moderiertes Onlinekonzert rund um den "Totentanz" in Musik, Bildern und Texten vom Mittelalter bis heute

Musik, Bilder und Interviews

Das Collegium musicum der Universität zu Köln erklärt sein Projekt:

"Zwischen Inzidenzwerten und Todeszahlen, die uns in der Corona-Pandemie täglich begleiten, geht leicht der Blick auf das verloren, was sich hinter der Statistik verbirgt: Menschen sterben und Angehörige bleiben trauernd zurück.

Lassen wir selbst den Gedanken zu, dass der Tod ein ständiger Begleiter und das notwendige Ziel unseres Lebens ist?

Im Zuge der Pestepidemien des 14. Jahrhunderts hat sich zurückgehend auf literarische Quellen in Europa das Bildgenre "Totentanz" entwickelt. Auf Friedhofs- und Kirchenmauern mahnten lebensgroß dargestellte Menschen und Skelette, daran zu denken, dass das Leben zu jeder Stunde sein Ende finden konnte."



"Das Bildthema hat von Anfang an eine große Faszination ausgeübt und sich von diesen Ursprüngen ausgehend bis heute erhalten und in allen Kunstformen weiterentwickelt.

Forschend hat sich das Team des Collegium musicum in diesem Jahr dem Thema "Totentanz" genähert und damit auch die eigene Situation in der Pandemie reflektiert.

Das moderierte online-Konzert präsentiert die Früchte der musikalischen Arbeit unter Corona-Bedingungen. Neben Chor, Kammerchor, Grand Jazz Ensemble und Big Band der Universität zu Köln treten Solist*innen in Erscheinung, die eng mit dem Collegium musicum verbunden sind. Interviews mit dem Kunst- und Medizinhistoriker Prof. Dr. Klaus Bergdolt gewähren Einblicke in ein existenzielles Thema und ergänzen die künstlerische Auseinandersetzung.

Beginnend mit dem mittelalterlichen "Ad mortem festinamus" findet sich Musik aus der Barockzeit genauso wie Kunstlieder, Jazz-Standards, ein ganz neues Stück unseres Universitätsmusikdirektors Michael Ostrzyga und Arrangements von Big Band-Leiter Johannes Nink. Regisseurin Sophia Herber führt durch das von ihr kuratierte Programm mit Kontemplativem, Schaurigem und Skurrilem.

Wir laden ein, dem Tod zu begegnen, ihm zuzuhören, ihn auszulachen oder einzuladen, zu trauern und auch das Leben zu feiern!"


beteiligte personen

Regie
Sophia Herber

Musikalische Leitung
Michael Ostrzyga
Johannes Nink

 

Ensembles
Chor der Universität zu Köln
Kammerchor der Universität zu Köln
The Swingcredibles, Big Band der

Universität zu Köln
Grand Jazz Ensemble der Universität zu Köln

Duo
Thomas Bonni (Bassbariton)
Christoph Schnackertz (Klavier)

 

Kölner Vokalsolisten
Natasha Goldberg (Sopran)
Andra Isabel Prins (Alt)
Leonhard Reso (Tenor)
Fabian Hemmelmann (Bariton)
Christian Walter (Bass)

 

im Interview
Prof. Dr. Klaus Bergdolt
Doris Dung-Lachmann


Moderation
Sophia Herber

Illustrationen
Dietgard Brandenburg

Zeichnung
Artemis Herber

 

Kamera
Chris Carle (Lechner)
Manoel Mahmd (Interviews, Moderationen, Loewe, Purcell, Saint-Saëns)
Adam Polczyk (Loewe, Saint-Saens)

Tonaufnahmen
Martin Stommel (Loewe, Saint-Saens)
Carim Clasmann (Ostrzyga, Lechner)
David Schwager (Brel, Sting, St. James Infirmary)

Konzeption, Produktion & Schnitt
Sophia Herber



literaturhinweise

katharina kellner

Pesthauch über Regensburg: Seuchenbekämpfung und Hygiene im 18. Jahrhundert

(Studien zur Geschichte des Spital-, Wohlfahrts- und Gesundheitswesens, Band 6)

Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2005


Unter dem Einfluss der Aufklärung zeichnet sich ein Wandel der Einstellung zu Hygiene und öffentlicher Gesundheitsvorsorge ab. Letztmals im Jahr 1713 forderte die Pest in Regensburg Tausende von Todesopfern, im 18. Jahrhundert verschwand sie jedoch auch hier fast vollständig aus noch ungeklärten Gründen. Die Ursachen der Seuchenentstehung wurden kontrovers diskutiert, wobei diese oft als Strafe Gottes erschien. In Epidemiezeiten verschärften die städtischen Magistrate ihre Kontrollen und suchten verstärkt den Rat der Ärzte. Diese wurden zu Trägern einer Diskussion über Gesundheit, sie beschleunigten die Professiona-lisierung des Gesundheitswesens und festigten ihr Monopol.

Anschaulich stellt das Buch die damalige Auseinandersetzung um "Pest" dar und zeigt, wie daraus entstehende gesundheitspolitische Anforderungen in der Stadt umgesetzt wurden.

Prof. ddr. klaus bergdolt

Der Schwarze Tod in Europa:

die Große Pest und das Ende des Mittelalters

Verlag C.H. Beck, 4. Auflage München 2017

Die Pest: Geschichte des schwarzen Todes

Verlag C.H. Beck, 2. Auflage München 2011


Die Pest war über Jahrhunderte eine der schlimmsten Seuchen der Menschheit. Die großen Pandemien dieser Krankheit haben den Lauf der Geschichte beeinflusst. Klaus Bergdolt stellt ihren weltweiten Siegeszug mit den gravierenden sozialen, politischen und menta-litätsgeschichtlichen Folgen dar. Erst spät wurde der Erreger entdeckt, doch auch heute ist die Krankheit noch nicht ganz besiegt.

Elisabeth Vogl

„Grimmiger Vertilger aller Leute, schädlicher Verfolger aller Welt“
Totentanzdarstellungen in Niederbayern und der Oberpfalz

 

 




audio-hinweis

Birgit fürst / BR 2

Totentänze in Bayern
"Der Köcher ist noch voll, der Pfeile mangelt's nicht"