Zum Kongress „Plurale Hospitalgeschichte(n). Caritas, Resilienz und Transformation in der longue durée“ kamen Spitalforscherinnen und -forscher aus den Indien, den USA, Algerien, Portugal, Griechenland, Ungarn, Belgien und Österreich in Regensburg zusammen. Konkrete Fallbeispiele, darunter mehrere Referate zum Regensburger St. Katharinenspital, beleuchteten historische Entwicklungslinien und Brüche.
Das Vortragsprogramm spiegelte das vielfältige wissenschaftliche Interesse an historischen Hospitälern wider. Spitäler sind an der Schnittstelle von Medizin, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft angesiedelt, wo historische Prozesse, soziale Normen, Machtstrukturen, wissenschaftliche Erkenntnisse und Einzelschicksale zusammenlaufen. Ein „plurales“ Verständnis von Hospitalgeschichte soll diesen Reichtum an Perspektiven, Akteuren und Dynamiken für Wissenschaft und Praxis fruchtbar machen.
Der Abendvortrag zu islamischen Hospitälern im Mittelalter lieferte wertvolle Impulse zu einem ganzheitlichen, religionsübergreifenden Verständnis von historischen Fürsorgeeinrichtungen. Professor Ahmed Ragab ist Historiker, Arzt und Dokumentarfilmer. Nach Studien in Kairo und Paris und einer Station in Harvard ist er heute als Professor für Medizingeschichte an der renommierten Johns Hopkins University tätig. Professor Ahmed Ragab verfasste das Standardwerk zur islamischen Hospitalgeschichte, das 2015 bei Cambridge University Press erschien. Die Vorstellung des Langzeitprojekts „Hospitäler in Bayern“ im Spitalarchiv wiederum rückte die Erschließung und Zugänglichmachung historischer Originalquellen in den Mittelpunkt.
Die Spitaltagung war die erste Veranstaltung im sanierten Spitalschreiberhaus (ursprüngliches Gebäude von 1460), das historisch auch als Pilgerhaus und Malzmühle genutzt worden ist. Organisiert wurde die Spitaltagung vom Archiv der St. Katharinenspitalstiftung und dem Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Regensburg (Jenny Oesterle-El Nabbout). Als Kooperationspartner wirkten neben der St. Katharinenspitalstiftung Regensburg und der Universität Regensburg der Historische Verein für Oberpfalz und Regensburg und die Katholischen Erwachsenenbildung Regensburg-Stadt.
Es ist geplant, die Ergebnisse der Tagung in einem Sammelband in der Reihe des Archivs der St. Katharinenspitalstiftung, den "Studien zur Geschichte des Spital-, Wohlfahrts- und Gesundheitswesens", zu veröffentlichen.