Das Archiv der St. Katharinenspitalstiftung in Regensburg


ArchivGeschichte

 Zusammengestellt von Artur Dirmeier, Ergänzt von Kathrin Pindl


1163

Bischof Hartwig II. stellt eine Urkunde für das Johannes- und spätere Katharinenspital aus: Einsetzen einer systematischen Verwaltung und Archivierung.

1204–1226

Bischof Konrad IV., Graf von Frontenhausen, Reichskanzler, Stadtherr und Spitalstifter.

1226

Spitalverfassung: Übertragung der Aufsichtsrechte an Domkapitel und Bürger.

13./14. Jahrh.

Urkunden, Altes Briefbuch, Urbar, Teilurbare, Privilegienbuch, Regelhandschrift.

1359ff.

Spitalschreiber.

1398

Sicherung der Archivtruhe mit zwei Schlössern.

1412–1439

Verwaltungs- und Archivorganisation des Spitalschreibers Ulrich Obser von Brackenheim
Systematisierung des Schriftgutes in fünf Bänden; Registrierung des Urkundenbestandes unter gleichzeitiger Vergabe von geometrischen Signaturzeichen, Entlohnung mit zwei Pfund Pfennig. Obser kommentiert die Bezahlung wie folgt:
„Und solt ich es umb lon haben getan, ich hiet wol verdient zwelf pfund Regensburger pfenning und mer nach disem leben das ewig leben. Amen.“
Obser wurde später Spitalmeister.
– Neues Briefbuch, 1414–1544
– Urbar- und Salbuch Regensburg, 1412
– Urbar- und Salbuch Dungau, 1423
– Urbar- und Salbuch Nordgau, 1423
– Urbar- und Salbuch Ingolstadt an der Isar, 1414

1434

Errichtung der Schreibstube am sogenannten Krondorf, dort Aufbewahrung der Salbücher, Briefbücher und Register.

1439

Ulrich Obser wird Spitalmeister und Michael Fink Spitalschreiber.

1486

Regensburg kommt an Bayern, Verlegung des Spitalarchivs ins Ungeldhaus der Reichsstadt.

15. Jahrh.

Urkundenarchiv liegt bei einzelnen Räten der Reichsstadt: 1419 bei Notangst, 1455 bei Reich, 1455/67 bei Trainer, 1486 bei Graner.

1525

Auslagerung des Spitalarchivs in das Rathaus der Reichsstadt, Vorsichtsmaßnahme angesichts des Bauernkriegs.

1538

Aufstellung von zwei Spitalmeistern, eines geistlichen und eines weltlichen;
Urkundenrepertorium auf Anordnung von Domkapital und Rat von Regensburg, Verfasser sind Ungeldschreiber Christoph Glockengießer, Erhard Niedermayer bzw. Hans Ilpeck, für jeden Spitalmeister ein Exemplar.
Ungeldschreiber und Schulmeister empfangen für geleistete Repertorisierung 70 Gulden.

1542

Rechnungsbücher, Manuale und Herrenhandbuch eingebunden.

1542

Übertritt der Reichsstadt zur Reformation.

1553

Ankauf der Bayerischen Landesordnung für 4 Schilling 6 Regensburger Pfennig.

1554

Einbinden der Bayerischen Landesordnung.

1570

Ankauf von 100 Rechenpfennigen.

1571

Vertrag zwischen Bischof David von Regensburg und Kammerer und Rat der Stadt Regensburg (Auszug):
„Und dieweil auch vor dieser Zeit des Spitals brieffliche Urkundten verwahrungsweiß einem erbaren Rhat zugestelt worden, sollen dieselbe brieffliche Urkundten und Documenten dem Spital zugehörig an einem sichern Orth behalten und unter zwey Schlossen an der Thür, Kasten und Truhen, dergestalt, daß zu dem einen Schloß die geistliche Banck und zu dem andern die weltliche Banck einen Schlüssel habe, verwahrt werden.“

1579

Türstock für das neue Briefgewölbe.

1582

Ankauf eines Nachdrucks der Bayerischen Landesordnung für 3 Schilling 5 Regensburger Pfennig.

1587

Unterstützung des Spitalschreibers durch einen Schüler.

1590

Erneuerung des Siegels durch Goldschmied Hans Rager von Regensburg.

1593

Bericht über Zweiteilung des Urkundenarchivs seit 1525:
1. Versetzte und hinterlegte Urkunden liegen im Archiv des Spitals.
2. Die „besten“ Urkunden liegen in einem Gewölbe unter dem Rathaus.

1611

Pflasterung der Schreibstube rot-weiß, Einbau eines Ofens.

1615

Verbringung der Spitalakten in das Rathaus von Regensburg, Bericht darüber an Herzog Maximilian I. von Bayern.

ca. 1630

Abschrift des Urbar- und Salbuchs Ingolstadt an der Isar.

1630

Abschrift des Urbar- und Salbuchs Regensburg durch Registrator Georg Dieterlin.

1639

Anfertigung des großen Spitalsiegels durch Goldschmied Hans Georg Bahro.

1643

Ausweißen des Archivgewölbes des Spitals im Rathaus:
„dann ainem, der aus dem gewölb und meiner herrn rathaus die bücher und acta den staub davon abgebuzt, pro honorario entricht 2 Schilling 10 Pfennig.“

1643

Register über die Spitalgüter, Bd. 2, Buchstabe K–Z.

1643

Rückgabe von 40 Rechnungsbänden an das Spital.

1662

Eindeckung des Dachstuhls auf dem Briefgewölbe.

1666

Rückgabe des Spitalarchivs.

1668/69

Neubau des Archivs, Decke gewölbt, Boden gepflastert, Fenster vergittert, Fenster- und Türstock aus Stein, Dach gelattet. Als die Tür ins Schloss fiel, musste diese von einem Schlosser geöffnet werden. Verzierung des Archivs mit Stuck und Engelsköpfen. Für die Gussformen der Engelsköpfe zahlt das Spital einem Bildhauer 1 Gulden.
Einbau einer Eisentür (1670), Dach über dem Archiv erneuert (1673).

1671

Mäuselöcher hinter den Kästen der Schreibstube verputzt.

1681

Spitalschreiber Abraham von Röthen führt das Spitalratsprotokoll seit 1668 unentgeltlich, Empfang einer einmaligen Gratifikation von 18 Gulden.

1681

Führung der Tauf- und Sterbematrikel, Ankauf eines neuen Bandes um 2 Gulden 24 Pfennig.

1701–1714

Spanischer Erbfolgekrieg, Einnahme Stadtamhofs durch kaiserliche Truppen am 11. August 1711:
– Plünderung des Spitals.
– Spitalarchiv „zerstreut, zerrissen und verloren gegangen“.
– Raub der Spitalkasse.

1706

Übergabe der „Ordinatio Conradina“ von 1226 an Domdekan von Neuhaus, seither verschollen.

1710

Inventar der Schreibstube:
zwei Tische, ein Tischkästchen, eine Geldtruhe, ein Sessel, vier Stühle, zwei eiserne Handschellen samt Kette, ein Kästchen mit den Spitalsiegeln, eine Papierpresse, später im Archiv eine kleine und eine große Kassatruhe.

1720

Maler Franz Joseph Mettich von Stadtamhof streicht das Tor unter dem Archiv mit roter und weißer Ölfarbe (= Farben der Reichsstadt Regensburg).

1745

Urkundenrepertorium „Dic mihi“, weitgehend Abschrift der Urkundenrepertorien von 1538.

1762

Spitalschreiber Johann Christoph Püchelberger beklagt sich über die große Unordnung in der Spitalregistratur, erstellt über jeden der vier Registraturkästen einen Katalog.

1772

Registraturkataloge des Johann Christoph Püchelberger, Unterscheidung zwischen Urkundenarchiv und Registratur:
– Registraturkatalog 1 (Lit. A–GG)
– Registraturkatalog 2 (Lit. HH–OOO)
– Registraturkatalog 3 (8 Fächer Stiftbücher; A–Z)
– Registraturkatalog 4 (15 Fächer)
– Gesamtkatalog

1774

Salbuch Nordgau, von Johann Christoph Püchelberger.

1774

Schreibtisch und Repositorium in der Schreibstube mit grüner Ölfarbe gestrichen.

1800

Inventar der Schreib- oder Amtsstube:
großer Schreibtisch mit fünf Schubläden, Schreibkasten, vergitterter Aktenkasten (nussfarben), zwei große vergitterte Aktenkästen mit 30 bzw. 36 Schubläden nach dem Alphabet (blau), großer vergitterter Aktenkasten ohne Schubläden mit Aufsetzkasten (blau), Aktenkasten mit den Grund- und Salbüchern (blau), Kastenschemel mit Stufen, Wandkästchen mit den Amtsprotokollen (Eiche), Schreibtisch und Pult (bei Kastenbereiter Steib), Aktenregal mit 14 Fächern (blau), vier lederbezogene Schreibstühle, ein Sessel mit Armlehne (ausgesondert), Bild Christi mit schwarzem goldverzierten Rahmen, zwei eiserne Handschellen mit Ketten, eine hölzerne Halsgeige, Kurbayerisches Landrecht in Schweinsleder gebunden, eine Papierpresse, eine Siegelpresse, eine Papierschere, zwei Lineale, ein Zählbrett (Eiche), eine Zinnschüssel, ein alter Bartwisch, Tafel für die Feudalia, ein Spiegel mit goldenem Rahmen, ein runder Tisch (Eiche), vier alte Ledersessel.
Inventar des Archivs:
je eine große und kleine eiserne Kassentruhe, (in einer anderen Rubrik:) ein Siegelkästchen, ein großes Spitalsignet ohne Umschrift, ein großes Spitalsignet mit Umschrift, kleines Spitalsignet mit Silberblatt und Umschrift, ein Briefstecher, Holzschlegel, Siegelstock mit Silberkappe.

1802

Georg Moser streicht die neuen Kästen und Schubläden in der Registratur silberfarben; Tünchen des Archivs und Anfertigung neuer Schubläden.

1803–1823

Spitalarchiv untersteht dem Generalarchivar Carl Theodor Gemeiner, Archivschlüssel werden ihm jedoch nicht ausgehändigt.
1803 fundationsmäßige Verwaltung des Spitals aufgehoben, dieselbe 1823 erneuert.

1811

Codex chronologico diplomaticus hospitalis s. Catharinae von Thomas Ried (Abschriften mittelalterlicher Spitalurkunden, BayHStA Gemeiners Nachlass Kasten 49).

1812

Reichsarchivar Franz Joseph von Samet besucht das Spitalarchiv.

1813

Reichsarchiv an Gemeiner:
„… solches dem Landesdirektionsrath, Archivar Gemeiner zuzustellen und denselben hiedurch, sich der Oberaufsicht dieses Spitalarchivs zu unterziehen, da es ein wesentlicher Bestandteil des zu bildenden Kommunalarchivs seiner Natur nach werden muß.“
Gemeiner ordnet den Verbleib des Archivs im Archivlokal des Katharinenspitals an.

1816

Codex chronologico diplomaticus episcopatus Ratisbonenis des Thomas Ried angekauft.

1829

Reichsarchiv fordert Kaiser- und Königsurkunden für Editionsprojekt (Monumenta Boica) an, versichert gleichzeitig, diese wieder unbeschädigt und gewissenhaft zurückzugeben.

1831

Aktenverzeichnis von Spitalaktuar Rothfischer.

1862

Aktenverzeichnis von Spitalmeister J. B. Götz und Spitalaktuar J. B. Fischl, Akten und Rechnungsbände in einfachen Stellagen in Kanzlei und Kassagewölbe, Urkundenbestand im 1668 eingerichteten Archivgewölbe (heute Büro der Pflegedienstleitung).

1895/97

Archivordnung in zwei Repertorien: Spitalmeister Karl Pongratz unterscheidet zwischen Archiv und Registratur. Als zeitliche Trennlinie zwischen Archiv und Registratur bestimmt Pongratz das Jahr 1809. Die alten Urkunden und Akten lagen in den Registraturkästen III, IV, V und VI, das eigentliche Urkundenarchiv in Kasten III, die jüngeren Akten und Rechnungsbände waren auf die Kästen I, II, VII, VIII, IX, X und XI verteilt.

1895/97

Zusammenführung von Archiv und Registratur im protestantischen Betsaal, Aufstellung nach den Repertorien des Spitalmeisters Pongratz.

1944/45

Im Zweiten Weltkrieg Auslagerung des Archivs in das Forsthaus Ziegelhütte.

1968

Die Universität Regensburg nimmt Forschung und Lehre auf.

1971

Spitalrat beschließt den Verbleib des Archivs im Katharinenspital.
– Neuausstattung des Archivmagazins.
– Einrichtung eines Benutzerraums.

1991

Umbau und Sicherung des Archivs, Inkrafttreten von Archivsatzung und Benutzerordnung.

1998

Konstituierung des Wissenschaftlichen Beirats.

2003

Gründung der wissenschaftlichen Publikationsreihe "Regensburger Beiträge zur Regionalgeschichte".

2010

Gründung der wissenschaftlichen Publikationsreihe "Studien zur Geschichte des Spital-, Wohlfahrts- und Gesundheitswesen".

2014

Umzug des Archivs und der Sammlungen der Stiftung aus dem Verwaltungsgebäude in das neu adaptierte Archivgebäude im ehemaligen Braumeisterhaus.

2026

800-Jahr-Jubiläum der St. Katharinenspitalstiftung.